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Blogeintrag

Industrie 4.0 – das verflixte 7. Jahr

Das ganze Heft (VDI nachrichten Nr. 9 vom 2. März 2018) lohnt und steht unter dem Titel „Der Mensch behält die Fäden in der Hand“. Auf vier Seiten finden sich die Meinungen unterschiedlichste Meinungen zum Thema. Hier ist meine (S. 20):

Wir schreiben das Jahr 2018 – das verflixte siebte Jahr seit Erfindung des Begriffs Industrie 4.0. Viel ist geschrieben worden seither, unzählige Studien sind veröffentlicht, massenhaft Tagungen veranstaltet. Die Botschaften sind dabei höchst widersprüchlich: Robotik und Algorithmen werden den Menschen ersetzen – obwohl der doch im Mittel- punkt der Produktion von morgen stehen soll; die digitale Transformation sei gestaltbar – aber höchst gefährdet durch jede Art der Regulierung; die Digitalisierung komme unaufhaltsam – braucht aber anscheinend viel öffentliches Geld und politische Maßnahmen zu ihrer Förderung. Reden ist gut, gestalten besser. Zum Gestalten gehören auch der Konflikt und die Bereitschaft, sich in – zivilen Formen – zu streiten. Zum Gestalten gehört die ernsthafte Auseinandersetzung mit gegensätzlichen und unbequemen Ansichten. Zum Gestalten gehört die Einsicht in die Faktizität unterschiedlicher Interessen – aber auch in deren Verhandelbarkeit. Gestalten in demokratischen Formen, in sozialpartnerschaftlichem Ringen und zivilgesellschaftlichen Diskursen kann kräftezehrend und langwierig sein. Der Mensch aber wird übermorgen nicht automatisch im Mittelpunkt der Arbeitswelt stehen. Der nächste Digitalisierungsschub hat die bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Leben nicht schon im Programmcode eingebaut. Ungelöste Probleme unserer heutigen Arbeitswelt werden sich morgen nicht irgendwie in „Win-Win“ auflösen. Wie die Arbeitswelt der Zukunft aussieht, ist nicht nur eine Frage der Gestaltung von Technik, sondern entscheidet sich auch (und vielleicht noch viel mehr) an der Frage, wie und nach welchen Prinzipien wir Wirtschaft gestalten wollen.

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