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Frey & Osborne und der AV-Index zeigen: Berufliche Ausbilder ähnlich kreativ wie Künstler

Die Autoren der Studie „The Future of Employment: How Susceptible are Jobs to Computerisation?” sind bekannt geworden, weil sie die Hälfte aller „Jobs“ durch Automatisierung bedroht sehen. Eine andere Studie der Beiden betrachtet kreative Berufe. Und sie kommt zu erstaunlichen Ergebnissen: An der Spitze des Kreativitäts-Rankings stehen wenig überraschend Künstler/-innen. Aber: Nicht nur IT-Professionals und Ingenieure/-innen sind demnach hoch kreativ, sondern auch Lehrende und Ausbilder/-innen für berufliche Ausbildung. Eigene Berechnungen mit dem AV-Index bestätigen das für Deutschland.

Seit 2013 wird die erst vor kurzem in einem wissenschaftlichen Journal veröffentlichte Studie von Carl Benedict Frey und Michael A. Osborne viel zitiert – immer wieder geistern die 47% durch die Medien – diese Zahl steht für den Anteil der US-amerikanischen Beschäftigten, den die Studie als technisch ersetzbar einstuft. Deutlich weniger Beachtung findet eine andere Untersuchung, die die beiden Autoren zusammen mit Hasan Bakhshi in 2015 veröffentlicht haben.

Auf methodisch ganz anderer Grundlage betrachten sie Berufe und Tätigkeiten, denen ein hohes Maß an Kreativität zugesprochen wird – und die gerade deshalb üblicherweise als kaum automatisierbar gelten. Ohne den zugrundeliegenden Algorithmus im Detail offen zu legen, stufen die Autoren 21% der US-Beschäftigten und 24% der Beschäftigten in UK als hoch kreativ ein und bescheinigen ihnen, zu 86% (UK: 87%) nicht automatisierbar zu sein.

Wer in der Studie einen Wert von über 0,7 erreicht, gilt als hoch kreativ. Im Ranking finden sich an der Spitze Künstler/-innen. Aber neben den üblicherweise als kreativ eingeordneten Berufen und den meist auch als kreativ eingestuften IT-Berufen findet sich auch unerwartetes, z.B.: Lehr- und Ausbildungsberufe – und was viele wohl erstaunen dürfte: “Vocational and industrial trainers and instructors”, also Ausbilder/-innen im Betrieb.

Hoch kreativ werden auch Ingenieur/-innen und technische Fachkräfte eingestuft wie sie sich in Deutschland teils auch auf der Ebene von Facharbeit und beruflicher Fortbildung finden, z.B.: Design and development engineers, Engineering professionals n.e.c., Quantity surveyors, Quality control and planning engineers, Electrical engineers.

Warum auch sollte der Unterschied groß sein zwischen dem Künstler, der weitgehend frei und ohne hierarchische Einschränkungen kreativ sein darf und der Ingenieurin, die trotz Haftungsansprüchen, Spezifikationsvorgaben, festen Deadlines und mit knappen Ressourcen kreativ sein muss?!

Die Abbildung zeigt ähnliche kreative Berufsgruppen und Tätigkeiten für Deutschland und deren Werte zum AV-Index. Dieser misst nicht die Kreativität im künstlerischen Sinne, sondern wie viel Umgang mit Wandel, Unwägbarkeiten und Komplexität am Arbeitsplatz gefordert ist. Also den Anteil an lebendigem Arbeitsvermögen oder auch: Nicht-Routine.

Berufliche Ausbildung im Betrieb ist nach Frey, Osborne & C. ein hoch kreativer Beruf – das stimmt auch für Deutschland: Auch mit den Daten der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung bestätigt sich: mit einem AV-Mittelwert von 0,58 liegen Ausbilder/-innen über den bundesdeutschen Durchschnitt – 81,3% haben einen AV-Wert über der theoretischen Mitte, d.h. sie gehen häufig mit Wandel, Unwägbarkeiten und Komplexität um.

Arbeitsvermögen der Kreativen
AV-Werte zu Kreativberufen und Ausbildern der Berufsbildung

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