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Blogeintrag

Eine Renaissance der Arbeitsforschung?

Die Stimmen nach mehr (und veränderten Strukturen und Inhalten der) Arbeitsforschung mehren sich.

Arbeitsforschung ist ein Label für unterschiedlichste Disziplinen: von der Arbeitswissenschaft, über die Arbeits- und Organisationspsychologie bis zur Arbeits- und Industriesoziologie (um nur die wichtigsten zu nennen). Sie alle vereint, neben vielen theoretischen und methodischen Unterschieden, dass Arbeit und insbesondere Erwerbsarbeit als spezifischer und gesellschaftlich besonders relevanter Forschungsgegenstand gesehen wird.

Während es früher millionenschwere Forschungsprogramme für eine „Humanisierung der Arbeitswelt” (HdA) gab, finden sich heute keine ausreichenden Forschungsstrukturen und -töpfe für die Forschung zu und über Arbeit. Dabei ist unsere Gesellschaft aktuell mit dem wohl dramatischsten Umbruch von Erwerbsstrukturen konfrontiert, die wir seit der Industrialisierung erlebt haben. In den letzten Jahren häufen sich die Forderungen für eine verstärkte Förderung einer Arbeitsforschung, die auch humane Arbeitsbedingungen und gesellschaftliche Folgen im Blick hat. 

  • Im Jahr 2000 hat die Gesellschaft für Arbeitswissenschaft das Memorandum „Zukunft der Arbeit erforschen” verabschiedet, in dem die neuen Herausforderungen und Forschungsthemen benannt werden. Hier wird die bestehende Forschungsstruktur einerseits zwar gewürdigt, andererseits aber auch die Notwendigkeit betont, „(…) über Fragen des kurzfristigen und einzelbetrieblich orientierten Erfolges hinaus die gesellschaftlichen Folgen von bestimmten Entscheidungen und damit verknüpfter Entwicklungen zu bedenken” (siehe Memorandum, Kapitel „Problemstellung und Handlungsbedarf").
  • 2005 gab es eine Broschüre verschiedener vom BMBF geförderten und von der DLR betreuten Forschungsprojekte zur „Zukunft der Arbeitsforschung". Die Förderinitiative hatte eine „Selbstinnnovation in der deutschen Arbeitsforschung" zum Ziel (S. 1). Das Papier fasst aktuelle Dimensionen des Wandels von Arbeit zusammen und betont, dass Arbeit „die entscheidende Quelle gesellschaftlicher Wertschöpfung” bleibt (S. 26). Gefordert wird, die „Qualität der Arbeit” wieder auf die gesellschaftliche Agenda zu setzen (S. 29).

Aktuell sind in 2013 und in kurzem Abstand zwei Papiere veröffentlicht worden, die ebenfalls veränderte Förderstrukturen der Arbeitsforschung fordern, um so den Herausforderungen des Wandels von Arbeit angemessen zu begegnen. 

  • Im Mai veröffentlicht WISOdirekt einen Beitrag mit dem Titel „Humanisierung der Arbeit braucht Forschung”. Hier geht es u.a. um die Betonung der „sozialen Innovationsfähigkeit” und um die Gestaltung humaner Arbeit in Privatwirtschaft und öffentlicher Verwaltung (S.3f.). Gefordert wird die Initiierung eines Forschungs- und Aktionsprogramms, das von den Ressorts Forschung und Bildung, Arbeit und Soziales sowie Wirtschaft und Technologie gemeinsam getragen und mit den Ländern abgestimmt werden soll (S. 4).
  • Im Sommer veröffentlicht das RKW die „Eschborner Thesen zur Arbeitsforschung”. Diese fordern eine „eigenständige Agenda der Arbeitsforschung”, die mehr ist als eine auf die Tagespolitik und auf technologische Großtrends reduzierte Arbeitsforschung (S. 1). Gefordert wird – dezidiert mit Bezug auf den historischen Vorläufer des HdA-Programms – ein nationales Forschungs- und Aktionsprogramm mit nachhaltiger Ausstattung auf Bundes- und Landesebene um so eine starke Forschungsorientierung zu ermöglichen.

Viele gute Argumente für eine erweiterte und veränderte Arbeitsforschung – mal sehen, ob es dafür in der Zukunft auch Chancen für die Umsetzung geben wird.

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